zurück  FN-Bericht vom 23.2.2021
„Die Nachfrage steigt mit dem Angebot“


Boxberg Landtagswahl Stippvisite von Sascha Binder, SPD-Generalsekretär, und Landtagskandidat Anton Mattmüller bei der Bürgerinitiative „Frankenbahn für alle“

Ihren Wunsch, den Stundentakt auf der Bahnstrecke zwischen Lauda und Osterburken zu erhalten, machten die Mitglieder der Bürgerinitiative „Frankenbahn für alle“ beim Besuch des SPD-Generalsekretärs Sascha Binder in Wölchingen deutlich.

Ein besseres Angebot auf der Schiene bringt mehr Fahrgäste. Darin waren sich die Mitglieder der Bürgerinitiative, SPD-Kandidat Anton Mattmüller und SPD-Generalsekretär Sascha Binder einig.

Ein Personenzug braust am Haltepunkt Wölchingen vorbei, ohne zu stoppen. Kurz darauf hält eine Bahn in Richtung Osterburken. Sascha Binder kann sich bei seinem Besuch in Boxberg ein Bild von der Lage machen. Das Ziel der Bürgerinitiative (BI) „Frankenbahn für alle“ nimmt er mit nach Stuttgart und in die weitere parlamentarische Arbeit: „Wir wollen mehr Fahrgäste erreichen, aber haben momentan zu wenige Haltestellen“, so Manfred Silberzahn von der BI.

Die Stippvisite des SPD-Politikers zusammen mit Landtagskandidat Anton Mattmüller, Bundestagskandidatin Anja Lotz und dem SPD-Kreisvorsitzenden Thomas Kraft nutzten die Boxberger, um für den Erhalt des Stundentakts der Frankenbahn auch über die dreijährige Pilotphase hinaus zu plädieren. Die Vorgabe des Verkehrsministeriums in Form von 500 Personen auf der Strecke sei eine schwere Bürde – und in der aktuellen Corona-Zeit kaum umzusetzen, machte Silberzahn deutlich. Erst wenn man diese Grenze erreiche, könne man an eine dauerhafte Einrichtung denken, bei der auch die Haltepunkte in Schweigern und Unterschüpf in Aussicht gestellt würden. Doch für die BI beißt sich die Katze in den Schwanz. Denn ohne Haltepunkte steige keiner vom Auto auf die Bahn um. „Wenn ich von Unterschüpf mit dem eigenen Wagen nach Wölchingen an den Bahnhof muss, kann ich auch gleich nach Lauda mit dem Auto fahren“, erklärte er dem Gast aus Stuttgart.

Verlässlichkeit fehlt
Auch für Pendler sei das Angebot nicht verlässlich, wenn es Ende 2022 wieder eingestellt werde. Gerade die Berufspendler – etwa die 500 Mitarbeiter bei der Hofmann Menü Manufaktur – hat die Bürgerinitiative im Blick. Schließlich sei das Firmengelände direkt neben den Bahngleisen. Thomas Henninger monierte, dass der Takt nicht am Wochenende gelte.

Dr. Dieter Thoma setze Binder den historischen Hintergrund auseinander. Während es um die Region herum bei der Bahn Veränderungen gegeben habe, sei das Stück zwischen Lauda und Osterburken immer ausgespart worden. „Hier gibt es schon eine zweigleisige elektrifizierte Strecke“, betonte Thoma.

Schnell entwickelte sich ein reger Gedankenaustausch, den Peter Löffler, Ortsbeauftragter von Wölchingen, und die Ortsvorsteher von Schweigern, Ferdinand Eck, sowie von Unterschüpf, Stefan Graf, mit Argumenten untermauerten. „Wir brauchen Ziele, nicht Zahlen“, so Löffler.

Die Probleme mit den geforderten Fahrgastzahlen kennt Sascha Binder. Er erinnerte an eine harte Auseinandersetzung bei der Filstalbahn in seiner Heimat und machte deutlich: „Feste Zahlen bringen uns nicht weiter. Die Nachfrage steigt mit dem Angebot.“ Der Referenzzeitraum dürfe nicht den Ausschlag geben. Binder sah auch die Gefahr, dass bei einem harten Strich der ganze Öffentliche Personennahverkehr leidet.

Einig war sich der Generalsekretär mit den Kandidaten Anton Mattmüller und Anja Lotz, dass erst die Infrastruktur geschaffen werden müsse, um dann die Leute zum Wechsel auf die Bahn zu überzeugen. Dass Personen- und Güterzüge die Strecke nutzen, wurde schnell deutlich.

Die Verlässlichkeit des Bahnangebots forderte SPD-Bundestagskandidatin Anja Lotz. Sie warft bei der Kostenfrage auch die Folgekosten durch den Klimawandel auf.

Flexible und individuelle Lösungen vor Ort wollte Landtagskandidat Anton Müllermüller. „Wir müssen schauen, was es den Menschen hier bringt, wenn die Bahn fährt.“ Ein Überstülpen von Stuttgart bringe nichts.

Bahnübergang in Königshofen
Ein anderes Problem mit der Bahn hatte Binder kurz zuvor in Königshofen kennengelernt. Die SPD-Mitglieder hatten ihn auf die Problematik des doppelten Bahnübergangs aufmerksam gemacht, der für häufig geschlossene Schranken sorgt. Auch Binder musste an der Schranke warten. SPD-Stadtrat Siegfried Neumann erläuterte dem Generalsekretär die Verkehrsproblematik in der Stadt Lauda-Königshofen mit Turmbergtrasse in Königshofen, der Bahnunterführung Nord in Lauda und dem Wunsch nach einem Gesamtverkehrskonzept. Das würde, so Neumann, eine neue Trassenführung von der B 292 aus Richtung Sachsenflur über die Kasernenstraße und mit einer Brücke über Bahn und Tauber hin zur Turmbergtrasse bedeuten.

„Diese Lösung ist vielleicht schneller realisierbar als die bisherigen Varianten“, so Binder. Er versprach, die neue Idee wohlwollend zu prüfen. Man müsse sehen, wie dies in die Förderprogramme des Landes hineinpasse. Wichtig sei, „dass die Kollegen im Bundestag diese Variante in den Bundesverkehrswegeplan bringen, mit einem vordringlichen Planungsbedarf. Sonst kann das Land nicht planen.“


© Fränkische Nachrichten, Dienstag, 23.02.2021 Autor: Diana Seufert (dib) zurück

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