zurück  6.5.2019 Leserbrief -Zum geplanten Stundentakt der Regionalbahn
Chance auf Reaktivierung der Haltepunkte


Im Mai letzten Jahres begannen die Kundgebungen für den S-Bahn-Lückenschluss Osterburken-Würzburg. Zwei Monate lang organisierte die Initiative „Frankenbahn-für-alle“ die größten Bahn-Demos für diese Strecke. Ende Juni erreichten die Landräte die Zusage: Einführung der Regionalbahn im Stundentakt ab Dezember 2019.

Zwar eingeschränkt und zunächst für nur drei Jahre – aber mit Aussicht auf Verlängerung. Also auch auf Reaktivierung ganz stillgelegter Haltepunkte. Die Chance ist gegeben. Die Kandidaten müssen sich freilich bemerkbar machen: Schweigern, Unterschüpf, Hirschlanden …

Inzwischen will das Ministerium sogar komplett stillgelegte Bahnstrecken reaktivieren (FN, 30. April). Untersuchungen laufen im Land, die Gemeinden rennen Stuttgart die Tür ein.

Und unser Raum? Vor zehn Monaten kam die Zusage – in sieben Monaten folgt die Umsetzung: die Einführung (richtiger: eingeschränkte Wieder-Einführung des von 1866 bis 1985 vorhandenen) RB-Betriebs. Wer hierfür große Aktivitäten an aktuellen oder ehemaligen Haltestellen erwartet (hat), sieht sich bis jetzt enttäuscht.

Passiert überhaupt etwas? Wie halboffiziell durchsickert, ringen die Verantwortlichen darum, viel Schülerverkehr auf die Schiene zu bringen. Schülerverkehr ist im Bahnbetrieb die „halbe Miete“. Bis 1985 war er meist auf der Schiene – dann kam er auf der Straße. Nun rächt sich, dass seit über 30 Jahren im Nahverkehr nur rückgebaut (zerstört) wurde. Wo Bahnsteige fehlen, können Schüler nicht einsteigen.

Hier wünschen wir den Verantwortlichen Mut zum Investieren. Seit 2013 liegen für Boxberg-Wölchingen und Königshofen erste Ausbau-Pläne vor, auch im Haushalt bewilligte Gelder. Welcher der drei Beteiligten – Städte, Kreis, Land – geht hier voran? Nur gemeinsam lässt sich der Ausbau umsetzen. Gelder sind zudem für Schweigern eingestellt – wann folgt Unterschüpf? Über 1400 Unterschriften kamen letzten Sommer allein im Stadtgebiet Boxberg zusammen, viele aus Schweigern und Schüpfergrund. Ein Votum mit klarer Aussage. Wichtig für den RB-Erfolg ist die gute Einrichtung der Haltestellen. Ein verwildertes Umfeld, ein halber Bauschuttplatz ist beschämend. Ebenso „Takt-Losigkeit“, die fehlende Antaktung der Nebenorte. Haltestellen müssen einladend sein, eine Visitenkarte für die Gemeinde, wie ein Wettbewerb: „Unser Bahnhof soll schöner werden“.

Gerade für Boxberg-Wölchingen ist eine RB immens wichtig: die bevölkerungsstärkste Gemeinde mitten zwischen Osterburken-Lauda, mit jungen Familien, mit touristischem Potenzial (Frankendom, Feuchtgebiet, Waldseilgarten, Schlossberg), dazu das nahe „Haus im Umpfertal“, das Schulzentrum …

Ich freue mich auf 2020. Dann kann ich endlich direkt am Heimatort in den Zug steigen. Zum Beispiel zum Mannheimer Maimarkt: für zehn Euro das Ticket für Fahrt und Eintritt. Die S-Bahn-Anlieger Osterburken-Heidelberg haben diese Möglichkeit schon lange. Endlich kommt sie auch zu den Bewohnern zwischen Osterburken-Würzburg.



© Fränkische Nachrichten, Montag, 06.05.2019, Autor: Dr. Dieter Thoma zurück



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