zurück  RNZ-Bericht vom 14.1.2021
Eine gute Alternative zum Auto


ÖPNV statt Auto

Karlheinz Baar fuhr mit Bus und Bahn von Rosenberg-Bronnacker ins zehn Kilometer entfernte Eubigheim. Ein Erlebnisbericht.

Rosenberg. "Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen", heißt ein altes Sprichwort. Ordentlich etwas zu erzählen hat auch Karlheinz Baar aus Rosenberg-Bronnacker, der uns folgende spannende Erlebnisgeschichte rund um den öffentlichen Personennahverkehr zukommen ließ:

"Es ist ein trüber Mittwochvormittag, als ich kurz entschlossen meine kleine Reise durch das Bauland antrete. Eine Freundin hat Geburtstag, und ich möchte ihr persönlich gratulieren. Entgegen des gewohnten Transportmittels Auto entscheide ich mich für die Fahrt mit dem öffentlichen Nahverkehr.

Testbetrieb auf der Frankenbahn

Dieser wurde mit der Frankenbahn in unserer Region deutlich intensiviert. So werden zumindest werktags auch sämtliche Dörfer mit einem regen Busverkehr vernetzt, um Reisende, Pendler und Schüler schnell und direkt an die Bahnhöfe und somit auf die Schiene zu bringen. Der dauerhafte Fortbestand der Frankenbahn soll nur gesichert werden, wenn diese auch während der Testphase gut von Fahrgästen angenommen wird. Um dies zu unterstützen und um zu erfahren, wie praktikabel eine Reise mit Bus und Bahn durch das ländlich geprägte Bauland sein kann, gehe ich die Fahrt voller Freude an.

Von meinem Heimatdorf Bronnacker in der Gemeinde Rosenberg soll mich die Reise zum etwa zehn Kilometer entfernten Zielort nach Ahorn-Eubigheim im Main-Tauber-Kreis führen, wo ich am späteren Vormittag bei meiner Freundin zum Gratulieren eintreffen möchte. Ein Blick auf die Bahn-App meines Smartphones zeigt mir für diesen Vormittag mehrere Reisezeiten auf, und ich entscheide mich für die folgende passende Variante: Abfahrt mit dem Bus in Bronnacker um 10.22 Uhr, Ankunft Postamt Rosenberg 10.34 Uhr und schließlich weiter mit der Regionalbahn ab 10.41 Uhr vom Rosenberger zum Eubigheimer Bahnhof, wo ich um 10.45 Uhr ankommen soll.

Über die App versuche ich die Fahrkarte online zu buchen, was mir jedoch aus technischen Gründen misslingt. Damit kann ich aber gut leben, sollte doch ein Lösen der Fahrkarte im Bus auch möglich sein. Ein Kontrollblick auf die Bahn-App zeigt mir, dass bei meiner ausgewählten Verbindung alles nach Plan zu laufen scheint, und Bus und Zug wirklich fahren. Dies ist nicht selbstverständlich, denn zwei Stunden zuvor fiel der Zug auf meiner Strecke aus.

Ich laufe los zur Bushaltestelle in Richtung Ortskern. Gespannt warte ich auf das Eintreffen des Busses – die App zeigt mir erneut, dass alles planmäßig verlaufen soll. Um 10.21 Uhr vernehme ich ein Brummen und tatsächlich trifft der Bus pünktlich ein.

Der Bus hält, und ich steige ein. Ein sehr netter Busfahrer fragt mich nach meinem Reiseziel: ,Eubigheim.‘ Er gibt es auf dem Touchscreen seines festmontierten Gerätes am Armaturenbrett ein. Ich erhalte das Ticket und nehme Platz. Der Bus fährt planmäßig um 10.22 Uhr ab. Die Fahrt führt zunächst nach Hirschlanden, wo allerdings kein Fahrgast zusteigen möchte.

Jetzt wäre bereits die Hälfte der Strecke in den Zielort erreicht, denn Eubigheim liegt nur noch etwa fünf Kilometer entfernt. Die Fahrt führt aber zunächst in die entgegengesetzte Richtung weiter nach Rosenberg, da dort der nächstgelegene Bahnhof ist. Pünktlich erreichen wir die Ortsmitte in Rosenberg.

Nach kurzem Fußmarsch bin ich am Bahnhalt und suche Gleis eins auf. Das Wartehäuschen am Bahnsteig mit teils fehlenden Fensterscheiben bietet gegen den Regen nur bedingt Schutz. Die kurze Wartezeit von wenigen Minuten überstehe ich aber gut, und auch am Bahnhalt in Rosenberg trifft die Regionalbahn exakt nach Fahrplan ein.

Der nahezu leere, aber warme Zug ermöglicht mir freie Platzwahl, und so rollen wir um 10.41 Uhr los in Richtung Würzburg. Nach kurzer Zeit passieren wir erneut Hirschlanden, dieses Mal allerdings auf der Schiene. Dort hält der Zug nicht, da seit Jahren keine Bahnsteige mehr vorhanden sind. Wir überfahren unbemerkt die Grenze zum Main-Tauber-Kreis vorbei an Hohenstadt nach Eubigheim. Auch hier treffe ich pünktlich nach Fahrplan am Bahnhof ein.

Vom Bahnhof aus gehe ich zu Fuß zum Haus meiner Bekannten, und mir gelingt die Geburtstagsüberraschung. Nach knapp einstündigem Aufenthalt mit nettem Plausch trete ich die Rückreise an.

Erneut zu Fuß erreiche ich rechtzeitig wieder den Bahnhof, denn dort habe ich ja noch das Ticket für die Rückfahrt zu lösen. Das Lösen des Rückfahrttickets am Fahrkartenautomaten funktioniert ebenfalls einfach und reibungslos. Ich erhalte sofort meine Fahrkarte.

Kleinere Dörfer wie zum Beispiel Bronnbach in der Gemeinde Rosenberg sind über Busse zumindest werktags gut an die Frankenbahn angebunden.

Mein Zug fährt auf Gleis zwei ab, dessen Bahnsteig ich über einen befestigten Weg über die beiden Gleise erreiche. Besser gesagt sollte ich ihn erreichen, was mir jedoch zunächst nicht so einfach gelingt. Der Fußweg ist durch eine Kette inmitten der Gleise versperrt. Jetzt verstehe ich auch, weshalb noch Bedienstete im Bahnhof stationiert sind. Eine nette Dame in roter Warnjacke und wärmender Mütze öffnet mir die Kette und macht mir den Weg frei.

Im Wartehäuschen des Bahnsteigs zwei angekommen, erfahre ich per Lautsprecheransage, dass die Regionalbahn von Würzburg in Richtung Osterburken etwa fünf Minuten Verspätung hat. Mein kontrollierender Blick auf die Bahn-App verrät mir, dass mir bei dieser Verspätung in Rosenberg nur etwa eine Minute Zeit zum Umsteigen vom Zug in den Anschlussbus verbleiben wird.

Das Glück im Unglück beschert mir eine nur vierminütige Verspätung des mit mehreren Fahrgästen besetzten Zuges. Leicht nervös fahre ich dennoch von Eubigheim los. Werde ich den Umstieg in Rosenberg in nur zwei Minuten schaffen? Falls nicht, dann hätte ich ein kleines Problem: Der nächste Bus zu meinem Reiseziel Bronnacker würde erst genau eine Stunde später abfahren. Die Mittagspause in Rosenberg zu verbringen, ist möglich, jedoch nur mit einer einzigen gastronomischen Möglichkeit: Ein Imbisswagen mit türkischen Spezialitäten am Bahnübergang. Das Café im neuen Dorfladen lässt noch auf sich warten. Aber als Einheimischer würde ich sicher auch bei Freunden oder Bekannten für eine knappe Stunde beherbergt werden.

Dies ist jedoch nicht nötig, denn mit schnellen Schritten gelingt mir der Einstieg in den Bus. Der gleiche Busfahrer von vor zwei Stunden und ich lachen uns an. Um exakt 12.22 Uhr erreichen wir wiederum planmäßig mit dem Bus die Haltestelle in Bronnacker. So endet für mich eine schöne und interessante Kurzreise von Bronnacker nach Eubigheim und zurück.

Mein Resümée: Vom kleinen Ort Bronnacker ins etwa zehn Kilometer entfernte Eubigheim und wieder zurück erfolgte eine Fahrt mit Bus und Bahn. Beide Verkehrsmittel und das dazugehörige Personal verrichteten nahezu planmäßig und perfekt ihren Dienst. Das sehr freundliche Personal verdient dabei ein besonderes Lob. Das Reisen mit dem deutlich verbesserten Nahverkehrsnetz ist anhand dieses Beispiels relativ einfach und gut möglich. Darüber hinaus sind die Reisekosten mit gerade einmal etwa 21 Cent pro Kilometer auch relativ günstig. Somit stellt das Reisen mit Bus und Bahn auch hier im ländlichen Raum eine gute Alternative zum gewohnten Verkehrsmittel Auto dar.

Eine Gegend, in der das öffentliche Nahverkehrsnetz innerhalb der letzten Jahrzehnte immer mehr ausgedünnt wurde, erfuhr durch die Einrichtung der Frankenbahn und den dazu passenden Busverkehr eine deutliche Mobilitätsaufwertung. Dieses Angebot sollte durch die Bevölkerung auch unterstützt und angenommen werden, um deren Erhalt auch weiterhin zu sichern. Die hohe und bisher auch nötige Anzahl an Pkw gerade im ländlichen Raum könnte dadurch sinnvoll etwas reduziert werden."


© RNZ - Autor: Karlheinz Baar zurück

RNZ-Bericht vom 14.1.2021

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