zurück  FN-Beitrag vom 27.11.2020
Mehr Zuspruch garantiert Stundentakt


Lauda-Königshofen ÖFFENTLICHER PERSONEN-NAHVERKEHR VIDEOKONFERENZ MIT VERANTWORTLICHEN INITIIERT / ALLE BETEILIGTEN HOFFEN, DASS DIE STRECKE NOCH BESSER GENUTZT WIRD

Main-Tauber-KreisZur Entwicklung der Frankenbahn und der durch das Verkehrsministerium geforderten Fahrgastzahlen für den Regionalbahntakt fand jetzt eine Videokonferenz statt.

Dabei waren Vertreter der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg, auch im Namen des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg, Verantwortliche der DB Station & Service und die Bürgermeister der Städte und Gemeinden am Schienenabschnitt zwischen Osterburken und Wittighausen. Initiiert wurde das digitale Treffen durch das Dezernat für Kreisentwicklung und Bildung mit dem dort angesiedelten Amt für Schulen und ÖPNV des Landratsamtes Main-Tauber-Kreis.

Der Neckar-Odenwald-Kreis und der Main-Tauber-Kreis kämpfen seit vielen Jahren für die Verbesserung des Schienenpersonennahverkehrs zwischen Osterburken und Lauda. Auch viele Bürger bringen sich ein, unter anderem in der Bürgerinitiative „Pro Frankenbahn“.

2018 haben das Verkehrsministerium und die beiden Landkreise einen dreijährigen Probebetrieb mit stündlichen Regionalbahnen auf diesem Streckenabschnitt vereinbart.

2019 grünes Licht gegeben
„Der Kreistag Main-Tauber hat Ende Oktober 2019 für das Projekt und seine Finanzierung grünes Licht gegeben“, sagte Landrat Frank. Der Regionalbahntakt wurde zunächst für eine Probephase von drei Jahren vereinbart.

Bis zum Ende dieser Probephase muss eine dauerhafte Nutzung von mindestens 500 Personenkilometer pro Kilometer Strecke erreicht sein. Der Main-Tauber- und der Neckar-Odenwald-Kreis, die Städte und Gemeinden sowie die Vertreter des Landes appellieren seitdem auf unterschiedlichen Kanälen an die Bürger, das Bahnangebot intensiv zu nutzen.

Dezernent Jochen Müssig berichtete in der Videokonferenz, dass der Schienenabschnitt von Lauda Richtung Würzburg eine überaus gute Perspektive für den Regionalbahntakt hat. Der Abschnitt von Lauda Richtung Osterburken müsse im Regionalbahnbereich jedoch dringend an Fahrgästen zulegen. Erörtert wurden zudem die anstehenden Sanierungsmaßnahmen.

In Produktion befindet sich gegenwärtig eine Videobotschaft, in der Landrat Reinhard Frank zur Nutzung des Regionalbahntaktes aufruft. „Als nächsten Schritt planen wir eine Hauswurfsendung, um noch mehr Menschen für die Bahn zu begeistern“, erklärte Müssig.

Zunächst informierte Michael Groh von der DB Station & Service, dass die Stationen Gerlachsheim, Grünsfeld, Zimmern und Wittighausen nach der Sanierung rund ein bis eineinhalb Jahre früher in Betrieb genommen werden können. „Die Planungs- und Genehmigungszeiten wurden komprimiert und es ist jetzt vorgesehen, dass die genannten Stationen im August 2024 grundsaniert in Betrieb genommen werden können“, sagte Groh. Hierbei sei die Bauphase von Januar bis August 2024 eingeplant.

In Wittighausen werde eine Gleisunterführung gebaut und in Gerlachsheim seien ergänzende kommunale Maßnahmen im Wegebereich durch die Stadt Lauda-Königshofen vorgesehen. „Dies ist ein entscheidender Beitrag für den Klimaschutz, denn mit einem qualitätsorientierten Angebot an den Bahnstationen werden zusätzliche Fahrgäste gewonnen“, bekräftigt Dezernent Müssig. Dem schlossen sich auch die Bürgermeister Joachim Markert, Dr. Lukas Braun und Marcus Wessels an. Sie bestätigten zudem, dass die Finanzierungsanteile ihrer Kommunen für die Baufinanzierung in die einzelnen Haushaltsjahre eingestellt werden. Auch die Landkreisverwaltung werde die hierzu notwendigen Schritte für die Haushaltsplanung veranlassen, erklärte Amtsleiter Dr. Heiko Schnell.

Schwierige Situation
Wesentlich schwieriger gestaltete sich die Situation auf dem Bahnabschnitt von Lauda Richtung Osterburken mit den Haltepunkten Königshofen, Boxberg-Wölchingen, Ahorn-Eubigheim und Rosenberg. Hier habe das Verkehrsministerium nach wie vor nicht entschieden, ob und in welchem Umfang die Stationen saniert werden.

„Dies hängt auch damit zusammen, dass die Aufträge für die ab Dezember 2026 verkehrenden Züge noch nicht erteilt sind“, berichtete Dietmar Maier von der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg. Die Regionalbahnzüge im Abschnitt von Würzburg bis Osterburken werden durch die DB Region Bayern gefahren. Die DB Regio Würzburg werde bis 2021 und voraussichtlich im Rahmen einer Übergangsbeauftragung bis 2026 den RB-Takt auf der Frankenbahn abwickeln. Anschließend stehe der Einsatz moderner Fahrzeuge an.

Vom Fahrzeugtyp abhängig ist dann, ob Bahnsteige auf 76 Zentimeter oder auf 55 Zentimeter erhöht werden. Da die Frankenbahn dem Stuttgarter Netz angehöre, seien Bahnsteighöhen mit 76 Zentimeter vorgegeben. Die an der Frankenbahn bestehenden Bahnsteige weisen derzeit mitunter nur 25 oder 33 Zentimeter Höhe auf. Michael Groh drängte deshalb darauf, dass durch das Ministerium eine Entscheidung getroffen werde. Diese Entscheidung müsse bis spätestens Anfang 2022 fallen, um noch rechtzeitig vor dem neuen Verkehrsauftrag ab Dezember 2026 notwendige Baumaßnahmen abschließen zu können.

Auf diese Entscheidung drängte auch Dezernent Jochen Müssig. „Die Entscheidung im Verkehrsministerium wird von der Nutzung der Regionalbahnzüge beeinflusst“, führte Dietmar Maier von der Nahverkehrsgesellschaft aus. Die gegenwärtig ermittelten Zahlen belegten, dass ein weiteres Anwachsen der Fahrgastzahlen dringend geboten sei. „In diesem Sinne appelliere ich erneut an die Bevölkerung, die Regionalbahnzüge zu nutzen“, sagte auch Landrat Reinhard Frank in Ergänzung zur Videokonferenz. Es sei 2021 und darüber hinaus wichtig, dass die Menschen ihre Mobilitätswege überprüfen und sich zum ÖPNV auf der Schiene bekennen. Der Probebetrieb sei bis Dezember 2022 befristet. Das Verkehrsministerium benötige aber bereits ab Herbst 2021 eine klar erkennbare Tendenz zur Fahrgastentwicklung.

In diesem Zusammenhang informierte Dietmar Maier über die vorgesehene Machbarkeitsstudie für die Frankenbahn. Hierdurch würden weitere Verbesserungen für den Gleisbau und den Fahrplan erwartet. Entsprechende Potenziale würden untersucht. Ebenso gehe es um die Beseitigung der Eingleisigkeit zwischen den Orten Möckmühl und Züttlingen.

Dezernent Müssig berichtete weiter, dass durch die Corona-Pandemie und durch Hemmnisse, wie die fehlende Sanierung der Bahnsteige, die nicht gegebene Einstiegsmöglichkeit am Haltepunkt in Königshofen in Fahrtrichtung Osterburken sowie durch Unpünktlichkeit der Züge und damit nicht erreichte Anschlusszüge sich die Fahrgastzahlen noch nicht wie gewünscht entwickelt hätten. Die Region werde dennoch nicht in ihrem Streben nachlassen, die Vorgabe des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg von 500 Personen pro Personenkilometer werktags zu erreichen.

Die beiden Landkreise hätten in Verhandlungen mit dem Verkehrsministerium Baden-Württemberg erreicht, dass aufgrund der Sachverhalte an den 500 Personen pro Personenkilometer nicht festgehalten werden könne. „Dennoch müssen sich die Menschen jetzt in einem wesentlich höheren Umfang für die Regionalbahn auf der Frankenbahn entscheiden, um den Regionaltakt auf Dauer zu erhalten“, appelliert Landrat Reinhard Frank.


© Fränkische Nachrichten, Freitag, 27.11.2020, Author lra zurück

FN-Beitrag 27.11.2020

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