zurück  6.11.2019 FN-Leserbrief
Mut zum Ausbau der Bahnsteige


LAUDA / KÖNIGSHOFEN - LESERBRIEF ZU „HEUTIGE MOBILITÄT IST NICHT ZUKUNFTSFÄHIG“ (FN, 2. NOVEMBER)
Sehr geehrter Herr Minister Hermann, sehr geehrter Herr Katzenstein! Es ist gut, dass Regierungsvertreter zum Gespräch aufs Land kommen – und das nicht nur zwei Wochen vor Wahlen. Besonders erfreulich der Treffpunkt, hier im Bahnhof Lauda.

Für mich ist es ein alter Bekannter: Neun Jahre lang war ich Fahrschüler. Bin von Montag bis Samstag in Boxberg-Wölchingen in den Zug, hier in Lauda umgestiegen, dann weiter bis Tauberbischofsheim. Am Nachmittag gings zurück, immer mit der Bahn. Seit dem Bahnbau funktionierte der Nahverkehr, über ein Jahrhundert.

Mit dem Sommerfahrplan 1985 war damit Schluss. Wir zwischen Lauda-Osterburken wurden von der Bahn ausge-grenzt, in Busse geschickt - und wer konnte, wechselte gleich zum Auto. „Straße statt Schiene“, war die Devise. Doch die Zeiten ändern sich – die Ausgrenzung hat ein Ende: in sechs Wochen kommt die Regionalbahn (RB) zurück auf unsere Strecke. Endlich wieder Bahn-Nahverkehr, und jetzt sogar im Stundentakt! Ein wichtiger Schritt - ein gutes Beispiel für „das neue Baden-Württemberg“. Dafür sagen wir ganz herzlichen Dank!

Zugleich auch eine Bitte: Haben Sie Mut zum zweiten Schritt! Denn die RB kommt nur halb zurück: nach Rosenberg, Eubigheim, Boxberg-Wölchingen, Königshofen. Sie hält nicht in Sachsenflur, Unterschüpf, Schweigern, Uiffingen, Hirschlanden. Auch hier waren Bahnsteige, Weichen, Nebengleise, aber die Bahn hat alles abgerissen - Folge einer schlechten Verkehrspolitik.

Vor zehn Jahren hatte man die Absicht, schrittweise die früheren Bahnsteige neu zu bauen. Danach sollte die RB 2019 kommen, und zwar dauerhaft! Leider wurden die Pläne 2013 verworfen. Jetzt kommt die RB und es fehlt die Hälfte der Bahnsteige. So müssen Schüler und Einwohner z.B. der 1000-er Gemeinden Schweigern und Schüpfer Grund weiter mit Bus und Auto fahren. Daher wünsche ich Mut zur ganzen Verkehrswende: Wo Schienen sind, sollen Züge dauerhaft fahren und auch halten. Es darf nicht sein, dass Busse weiter parallel zur Bahn fahren.

Herr Minister, ich weiß, dass Sie kein Freund von Stuttgart-21 sind. Aber bei dem Milliarden-Loch sind Ihnen die Hände gebunden. Hier dagegen, auf der Strecke Lauda – Osterburken, können Sie Weichen stellen, drei Jahrzehnte verfehlte Verkehrspolitik korrigieren. Daher die Bitte: haben Sie Mut – bauen Sie mit Kreis und Kommunen die Bahnsteige aus. Die Bevölkerung wird es Ihnen danken!


© Fränkische Nachrichten, Mittwoch, 06.11.2019, Leserbrief-Schreiber: Dr. Dieter Thoma zurück

6.11.2019 FN-Leserbrief

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